KILL50 – der 7.

00:00 Uhr, Samstagnacht, KM 60, irgendwo in der Pampa zwischen Irmenseul und Woltershausen. Ich bleibe kurz stehen und betrachte die Sternenklare Nacht. Keine Wolke am Himmel und 1000 Sterne leuchten in die sonst dunkle Nacht. Wie klein wir doch sind im großen ganzen.
Seit 7 Stunden bin ich nun schon unterwegs, noch fast 3 weitere sollen folgen. Wie wahrscheinlich viele Ultraläufer bin auch ich wieder durch einige Höhen und Tiefen gegangen bzw. gelaufen, aber es sind Momente wie diese die einen klar machen WARUM wir das tun was wir tun.
Um 17 Uhr war wieder der Start zum KILL50, ein 50 Meilen, also 80 km langer Lauf durch die Wälder des südlichen Landkreises Hildesheim, mein Revier, Heimspiel. Für mich der 7. Start, davon ein DNF gleich beim ersten KILL in 2010.
Mittlerweile bin ich so sicher auf der 80er Distanz das ich mir eigentlich keine Sorgen mehr über die Distanz des Laufes mache aber zum Glück ist das Leben unberechenbar und man kann sich nie sicher sein wie es läuft. Ein Fehltritt, ein Moment nicht aufgepasst und der Lauf kann genauso schnell vorbei sein wie er angefangen hat. Damit hatte ich bisher kaum Problem und bin auch sehr dankbar dafür.
Wir stürmen also los auf die Strecke und schon nach wenigen Metern haben wir uns alle (oder fast alle) das erste mal „verlaufen“, ein Weg zu weit gelaufen, naja, kommt vor. Ich befinde mich ziemlich weit hinten im Starterfeld und versuche mich nach vorne zu arbeiten auf der Suche nach Tanya und Ihren Schoßhündchen die ich irgendwo vor mir vermute. In Wrisbergholzen geraten wir in den Laternenumzug der Dorfgemeinschaft und werden von Feuerwehr und Kapelle ein Stück durch den Ort geführt bevor wir abbiegen und weiter durch die Felder nach Westfeld und Petze laufen.

Es läuft sehr gut für mich, die Beine sind stark und ich komme schnell voran. Kurz vor’m Gehlenbach treffe ich auf Georg und Max, upps, jetzt bin ich vorne, ganz vorne, wie bereits 2014, ein Deja-vu. Ich weiß natürlich das ich nicht die ganzen 80 hier mitspielen kann, aber solange es geht geht es. Zu dritt hacken wir über den Tosmar und es macht Spaß, aber richtig. Dann Diekholzen und hoch zum Kammweg, wieder schroten wir los und verpassen dabei den Abzweig runter nach Barfelde. Mist, auch letztes Jahr hab ich mich hier vertan.

Wir sprinten runter nach Barfelde und sehen plötzlich einen Läufer vor uns, shit. In Heinum am ersten VP treffen wir dann auf Roman der nun die Führung übernommen hat. Ich verpflege mich nur kurz, gehe gleich weiter, Roman läuft stark an mir vorbei und zack ist er weg. Ab Heinum geht es bis zum Turm auf der Hohen Tafel fast nur bergauf. Ab hier schalte ich einen Gang zurück um mich nicht zu zerschießen. Kurz vor dem Turmberg trennt sich Georg von uns, er nimmt die Verfolgung von Roman auf und gewinnt am Ende auch in 08:30 Std !!!
Max und Ich laufen zusammen weiter, es harmoniert ganz gut und bis zur Wettenser Schlei bleibt das auch so. Die WS, kostet Kraft, ich hasse dieses Ding. Am Donnerstag vor dem Lauf bin ich beim Klettern mit dem Oberschenkel auf einen Ast aufgeschlagen, nix tragisches eigentlich aber genau diese Stelle wurde nach dem langen Aufstieg der WS plötzlich zum Problem. Max mußte ich ziehen lassen, für mich ging es alleine weiter.

Immer wieder mußte ich kurz anhalten und dehnen, und an ein schnelles laufen war nicht mehr zu denken. Kurz vor dem VP2 bei KM 50 auf Wernershöhe holt mich Tanya ein und gemeinsam erreichen wir den VP. Trotz der Probleme war ich noch gut in der Zeit, eine kurze Pause, und zusammen verließen wir die Herberge. Nach wenigen Meter wurden die Schmerzen immer stärker. Ich denke, durch die Pause wurde die Muskulatur kalt und dadurch verstärkte sich der Effekt. Ich mußte Tanya ziehen lassen, überlegte kurz zurück zur Kulturherberge zu humpeln und abzubrechen. Aber ich dachte mir: Zeit hab ich genug, Notfalls wandere ich halt den Rest. Zum Glück verschwand der Schmerz nach 3 oder 4 km und ich konnte wieder laufen, manchmal sogar recht zügig, aber Steigungen wurden alle gegangen. So wuselte ich mich durch den Sackwald, verfluchte Herrn Neumann wegen so mancher Steigung und erreichte dann endlich irgendwann den Waldrand oberhalb von Sack. Jetzt nur noch einmal runter, einmal rauf und fertig 🙂 Hört sich leicht an, war es aber nicht. Runter und auch hoch zog sich wie Kaugummi. Auf dem Singletrail vor dem Abstieg nach Sack hab ich mit den rechten Fuß versucht einen Fels zu zertreten, hat nicht geklappt, Zeh tat weh und jetzt Bergab rutscht man immer nach vorne im Schuh und erlebt den Felstritt immer wieder. Bergab laufen ist doof, Bergauf aber auch und ab Sack geht es nun einmal hoch. Immer im Wechsel, laufen, gehen, erklimme ich die letzte Steigung und erreiche nach 09 Std und 46 Min um 02:46 Uhr das Ziel……. Endlich .

Vielen Dank an Su und Micha und alle Helfer für diese tolle Veranstaltung. Es hat wieder einmal viel Spaß gemacht und ich hoffe der KILL bleibt uns noch lange erhalten.

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