Seit 2014, also nun in der 5. Auflage findet der Heide Ultra Trail in Schneverdingen statt. Ein kleiner, aber feiner, mit viel Liebe organisierter Lauf inmitten der wunderschönen Lüneburger Heide. Für mich war es die zweite Teilnahme bisher. 2015 stand ich hier schon einmal am Start. Damals lernt ich hier Jörg, aka Benedikt de Klerk, kennen und seit dem verbindet uns eine enge Freundschaft (das macht unter anderen so einen Ultra aus). Auch dieses Jahr lief ich den HUT zusammen mit Jörg, diesmal hatten wir aber auch noch einen dritten Mitstreiter: Daniel aus MeckPomm, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, doch der Reihe nach.
Um 03:30 pelle ich mich aus dem Bett und eine Stunde später sitze ich bereits in meinen Personenkraftwagen um die 150 km nach Schneverdingen in Angriff zu nehmen. Ich komme gut durch und um kurz nach 6 rolle ich bereits auf den Parkplatz vor die Turnhalle. Einige sind schon vor mir da, Frank J. und seine Frau sind schon am machen und tun und auch Jörg steht schon mit seinen Wohnmobil dickgenäsig vor der Turnhalle Es ist noch ruhig in seinen Gefährt, also warte ich noch einen Moment bis zur Begrüßung… nicht das er noch schläft Ich treffe einige bekannte Gesichter und mache mich schonmal hübsch für die Heidi ähh., die Heide meine ich.
Punkt 07 Uhr schickt uns Klaus Meyer dann endlich auf die Strecke. Wir, das sind 9 Läufer, die Veranstaltung verträgt wesentlich mehr Teilnehmer und es ist schade das wir doch nur so ein kleiner Kreis sind. Die 50er, Start um 08 Uhr, sind da schon ein wenig besser aufgestellt. Aber eigentlich ist es ja auch genau das was diese kleinen Läufe ausmacht: Familie.
Die ersten km bleiben wir alle zusammen, aber plötzlich bildeten sich dann doch zwei Gruppen heraus. Die etwas langsameren ließen sich zurück fallen und vier andere (also wir) übernahmen die Spitze Nach abermals einigen km setzte sich aber einer unsere 4er Combo ab und wetzte davon (ich hab jetzt leider keinen Namen). Er hatten einen starken Schritt und war alsbald aus unseren Blickfeld verschwunden. So liefen wir dann zu dritt, Jörg, Daniel und ich alleine weiter und lernten uns ein wenig dabei kennen (also Jörg kannte ich ja schon).
Nach fluffigen 15 km erreichten wir den ersten VP in Niederhaverbeck der von Klaus seiner lieben Frau betreut wurde. Lange durften wir uns aber nicht aufhalten, Jörg drängte uns das wir wieder weiter laufen müssen. So füllten wir nur unsere Flaschen auf, naschten uns ein wenig durchs Buffet und weiter ging es …..
Es wurde im Laufe des Vormittages immer wärmer, ja sogar heißer. Um kurz nach 09 Uhr erreichen wir den Totengrund, definitiv ein Highlight der Strecke. Ich mußte mehrere Fotos machen was mich mal wieder ein wenig zurückfallen lies, Daniel meinte ob ich die Bilder male oder warum das so lange dauerte Das war auch ein kleines Problem, ich mußte ständig für kleiner Läufer anhalten und anschließend wieder meine beiden Kollegen einholen die langsam weiter liefen. So war es ein ständiges hin und her, Foto, aufholen, Büsche, aufholen.
Irgendwo zwischendrin, mitten in der Heide, kommt eine ältere Dame uns entgegen und fragt ob wir braune Kühe gesehen haben !? Wir stutzen, vermuten das dies geheime Codewörter seien zwecks treffen gleicher Interessen in der Heide oder ähnliches. Der Vorfall beschäftigt unsere erhitztes Gemüter immer mal wieder ….
Wir kämpfen uns km für km vor. Wir durchlaufen schattige Wälder, staubige Heidepisten und hin und wieder holprigen Straßenabschnitte wie zum Beispiel in Wilsede, welches wir zweimal passieren (einmal um halb 11 und dann wieder um viertel vor 1). Nach 37 km sehen wir plötzlich einen Läufer vor uns. Es stellt sich heraus das es der führende unseres Laufes ist. Er ist angeschlagen, geht. Er erzählt das er umgeknickt sei. Später erfahren wir das er am VP in Sudermühlen ausgestiegen ist (KM 42). Wir übernehmen also sozusagen die Führung und laufen ganz entspannt weiter. Es war zwar nie ein Thema das wir an erster Stelle sein wollten aber so war es auch ganz nett.
In Sundermühlen warteten die Eltern von Klaus auf uns. Ganz locker, im Freizeitmodus saßen Sie dort vor Ihren Wohnmobil um die abgekämpften Läufer zu verpflegen. Papa Meyer schaut kurz von seiner Zeitung auf, Mama Meyer übernahm die Dokumentation der Ankömmlinge. Alles sehr entspannt … Wir gönnten uns eine etwas längere Pause (so 8-10 Minuten), tranken was das Zeug hielt und machten uns wieder auf die Reise.
Nach 6 Stunden erreichten wir den höchsten Punkt der Tour, den Wilseder Berg. Kurz vorher überraschte uns noch ein kleiner Regenschauer. Als wir endlich unsere Jacken an hatten hört es auch schon wieder auf. Gutes Timing.
Nach knapp 60 km in 06:45 Std erreichen wir dann endlich wieder den VP in Niederhaverbeck, ab hier eigentlich nur noch 20 km, kein Problem sollte man meinen. Aber es sollte nochmal richtig anstrengend werden. Die Sonne prallte auf unsere Köpfe und wir wurden immer stiller. Hin und wieder eine kleine Geh Pause, so arbeiteten wir uns voran, step by step. Wir sehnten uns nach einer Abkühlung , die fanden wir dann zum Glück 9 km vor dem Ziel. Wir erfrischten uns auf einer öffentlichen Toilette und machten uns bereit für die letzte Etappe die sich nochmal zog wie Kaugummi. Unter normalen Umständen wäre das ein richtig nettes Teilstück gewesen aber mit 70 km in den Beinen hat man manchmal nicht mehr viel Sinn für die Schönheiten um einen herum, zumindest ich war froh als wir endlich am Ziel waren.
Nach 09:15 Stunden erreichten wir überglücklich das Ziel in Schneverdingen. Jörg, Daniel und ich teilen uns somit den 1. Platz. Sicherlich keine Superzeit für diese flache Strecke aber Aufgrund der Rahmenbedingungen durchaus akzeptabel 🙂
So ging wieder einmal ein aufregender, langer Tag zu Ende. Wir durchlebten viele Höhen und Tiefen. So im nachhinein kann ich aber sagen das es ja genau das ist was das Ultralaufen ausmacht. Die Bewältigung dieser Schwankungen, die Kameradschaft unter den Läufern, all dies ist hier einmalig zu finden.
Um 17 Uhr befand ich mich dann auch schon wieder auf der Heimreise. Auf der Raststätte Allertal mußte ich einen kleinen Zwischenstop einlegen. Ich wollte nicht übermüdet in die Baustelle fahren und legte einen 15 Minuten Powernap ein. Dieser wirkte Wunder. So erreichte ich Wehrstedt um 19 Uhr, sprang unter die Dusche und machte mich gemeinsam mit meiner lieben Frau auf zum tanzen nach Hildesheim Zweite Challenge an diesen Wochenende
Vielen lieben Dank an Klaus und seine Frau für diesen tollen Tag. Liebe Grüße auch an Mama und Papa Meyer und natürlich auch an die “unsichtbaren” Helfer im Hintergrund.
Danke das Ihr für uns da gewesen seit.
Schöner Bericht. Bin übrigens der umgeknickte Läufer, der 2019 die „offene Rechnung“ begleichen möchte. LG