Heute findet Ihr an dieser Stelle einen Bericht von SKU-Team Läufer Matthias Müller. Matze lief am Samstag wieder einmal den Rennsteiglauf und hat dies in einen wie ich finde sehr schönen Bericht nieder geschrieben. Viel Spaß damit.
…es ist 02:18 Uhr. Der Wecker klingelt. Die Nacht war auch kurz, ehrlich gesagt zu kurz.
Die schleichenden Schritte glichen eher einem Untoten als einem Läufer.
Frühstück viel auch aus…warum auch. Hatte ich doch erst wenige Stunden vorher das Buffet auf dem 40. Geburtstag eines Freundes geplündert 😉
Um Punkt 3:00 Uhr saß ich im Auto und fuhr nun gegen Süden. Unterwegs schob ich mir noch ne Banane in die Nahrungsschleuse und ein paar Schlückchen, der mittlerweile Kohlensäure losen Pepsi Max.
Um 04:45 Uhr in Eisenach angekommen machte ich im Parkhaus gleich eine überraschende Entdeckung. Marco, mit dem ich mich im Vorfeld verabredete, parkte im selbigen. Genaugenommen neben mir oder umgekehrt 🙂
Schnell zur Startnummern Ausgabe und intuitiv noch den nötigen Gang auf’s WC.
(kleiner Tipp: nach 5:15 Uhr sind die Schlangen davor ziemlich lang)
Im Festzelt warteten wir dann nun noch gemeinsam bis zum Start. Vorweg gab es noch einen Becher wärmenden Tee.
Die Außentemperaturen empfand ich aber trotzdem als sehr angenehm mit 11°C.
06:00 Uhr – Der Startschuss ist gefallen. Die ersten Km durch den Ort gehen nur schleppend voran, was man eigentlich für gut heißen sollte. So wird man wenigstens noch ein wenig gebremst und überpace’t nicht gleich.
Ab dem ersten Anstieg versuchte ich mich nun kontinuierlich im Laufschritt nach vorne zu bewegen. Bis zum ersten VP bei Km 7,4 war es aber ein andauerndes Gedränge, was einfach bei der Menge an Startern „normal“ ist.
Ich hatte mir im Vorfeld die Strecke auf meine Garmin Fenix geladen um die Ankunftszeit und die noch zu laufende Distanz im Auge zu behalten.
Beim Blick auf die Uhr stand da nun irgendwas mit 14:…Uhr und eine Pace von über 6:30/km. Also Tempo langsam aufnehmen. Anstiege laufen? JA! Man könnte jetzt auch sagen das kostet doch nur Körner die man am Ende braucht. Wenn man es aber nicht probiert, weiß man auch nicht ob es geklappt hätte 😉
Hat geklappt. Die bis auf die wirklich steilen Anstiege bin ich eigentlich nur durchwegs gelaufen.
Und so erreichte ich den Inselsberg nach nur 02:32:15….bääääm Tempo auf unter 06:00/km verbessert.
Das Tempo lies sich nun gut halten und schwankte nach den VPs immer so zwischen 05:54 und 06:03/km.
Irgendwann kurz vor der Eberstwiese merkte ich das es jetzt anfängt interessant zu werden 😀
Die Oberschenkel wurden dezent fester. Kein Wunder es steckten ja mittlerweile über 1000 Höhenmeter in den Beinen.
Bis hierhin war die geschätzte Zielankunft bei 13:23 Uhr.
Ab VP Ebertswiese (37,5km) viel aber die Pace und somit auch die Zielzeit. Nach den nächsten zwei VPs kamen steile Anstiege die man mit neu befülltem Magen besser kurzweilig gehen sollte.
Unterwegs wunderte ich mich immer wieder wo die Zeit hin ist…“es ist noch nicht mal 11 Uhr und du bist schon über die 42,195 km hinaus“ – verrückt 🙂
Km 50 kam ins Bild und die Schritte wurden auch langsam schwerer.
Zum Glück gibt’s auch hier Abschnitte die sich einfach ruhig und stumpf runterspulen lassen.
Schotterweger – Vogelgezwitscher – Nebel – Sonne. Einfach mal kurz diese Ruhe genießen.
Und dann…schallen plötzlich jubel Schreie durch den Wald, Zuschauer applaudieren wie verrückt, pfeifen und trillern, klatschen und feuern einen an.
Grenzadler bei KM 54,4 kommt ins Bild. Großer VP mit Ausstiegsmöglichkeit, welche ich aber noch nie in Betracht gezogen habe.
Kurze Verpflegung und weiter „läufts“.
Übrigens zum Thema Verpflegung. Die war minimalistisch. Nicht die an den VPs sondern die Meine 😉
Bis Km 20 habe ich nur mit meinen Reserven gepokert und danach erst angefangen Kohlenhydrate zu mir zunehmen.
Es gab meine geliebten PowerBar Cola-Shots und die „hoch geschätzten“ Weingummis von Hans-Riegel.
Zudem Cola, Wasser, Tee und Haferschleim. H²O immer als letztes um den Zuckergeschmack weg zu spülen, welcher nur unnötigen Durst produziert.
Ab Grenzadler warteten nun noch 19km die ja auch gleich zu Anfang bergauf verliefen. Und das hielt auch so an!
Minute für Minute wurde die Zielankunft immer später.
Bis zudem Zeitpunkt als die Ankunft auf 13:50 Uhr stieg.
Ok…“da musst du jetzt durch“ sagte ich mir und nahm das Messer zwischen die Zähne. Trotz schmerzender Oberschenkel Muskulatur hielt ich den Schritt bei.
„Du musst…du musst…du musst“ befiel ich mir immer wieder.
Ich wusste das es nachdem Höchsten Punkt am Beerberg noch einmal bergauf geht – und bis dorthin wird konstant gelaufen.PUNKT.
Nach jedem VP stieg die Zielankunft erneut. Zeitweise sogar bis 13:56 Uhr.
Ich schaffte es aber immer wieder erneut die Zeit nach unten zu verschieben…13:54…13:52 Uhr…
Der letzte Anstieg lag nun hinter mir. Km 70 war erreicht. Noch 3,5km und über 30 min. Zeit unter 8:00 Std. zu bleiben.
Ab nun hieß es rollen lassen..und das zügig. Emotionen und Freude machten sich breit…“scheiße was passiert hier gerade – du bist fast 2 Std. schneller als letztes Jahr – das kann doch nicht wahr sein“
Völlig beflügelt von dem Ereignis so einen Leistungsanstieg in den letzten 12 Monaten vollbracht zu haben, flog ich nur noch gedanklich über die letzten Kilometer, begleitet von jubelnden Zuschauern bis hin zur Zielgeraden.
Eine Schaar als Menschen baute sich vor mir auf und applaudierte jedem Läufer zu…egal ob Marathoni oder Supermarathoni. Wir alle schwebte nun in das schönste Ziel der Welt – nach Schmiedefeld 🙂