2. Falkenhagen Ultra

Es ist zwei Uhr Morgens in der Nacht. Irgendwo 60 km östlich von Wehrstedt pellt sich ein wackerer Läufer, der Andreas, aus dem Bett. Hier in Wehrstedt, in der Zentrale des Wahnsinns, drehe ich mich noch einmal um und bleibe noch ein wenig liegen. Für mich ist dann aber eine Stunde später auch die Nacht vorbei. Pünktlich um kurz vor 04:00 Uhr trudelt Andreas hier ein und so können wir fast punktgenau zur „Bürgerlichen Dämmerung“ um 04:07 Uhr starten. Unser erklärtes Ziel: Falkenhagen, ca. 10 km westlich von Polle an der Weser. Für mich sollte es der zweite Lauf nach Falkenhagen werden. Bereits 2014 lief ich dorthin, allerdings war die Strecke etwas anders, vor allem kürzer. Warum ausgerechnet FH ? Nun, dort lebt Ute, die Cousine meiner lieben Frau, mit Peter Ihren Mann. Halt „einfach“ ein Ziel. Vor allen aber die Möglichkeiten auf ein Zielbier und eine Dusche, und das genau in dieser Reihenfolge 🙂 Natürlich muß man auch irgendwie zurückkommen (wenn man das nicht auch laufen will) und auch das hätte die Liebe Verwandtschaft gemacht, wurde aber diesmal von Kerstin und ihrer Freundin erledigt.

Aber der Reihe nach:

Ursprünglich wollten wir um 05:00 Uhr starten aber aufgrund der hohen Temperaturen starteten wir bereits eine Stunde früher. Da ich unbedingt über 70 km laufen wollte hab ich die Strecke von 2014 modifiziert und so liefen wir zunächst eine Minischleife über Bodenburg und den Schlosspark. Die schwarzen Schwäne die dort seit ein paar Wochen Ihre Runden drehen haben wir leider nicht gesehen, aber dafür konnten wir auf dem Sandbrink bereits die ersten Sonnenaufgangsbilder machen. Über Feldwege liefen wir an Almstedt, Segeste und Westfeld vorbei und dann schluckten uns auch schon die Sieben Berge.

Es wurde natürlich immer wärmer, aber im Wald war es auszuhalten. Nachdem wir die Wettenser Schlei im downhill bezwungen hatten, spuckte uns Schneewittchen wieder aus und schickte uns in die Sonne runter zur Leine Brücke. Weiter ging’s über Godenau nach Brunkensen, an Räuber Lippold vorbei zur Hohen Warte. Dort hatte ich am Vortag in einen Zufluss zur Glene, Getränke zum kühlen versenkt und ein wenig Proviant versteckt. Dies war also unser erster VP.

Nachdem wir uns gestärkt hatten ging es weiter durch den Duinger Wald über die Ith Wiesen nach Scharfoldendorf. Auf den Ith Wiesen (ca. KM 38) erwarteten uns bereits Tanya und Christian. Sie hatten sich im Vorfeld als Supporter angeboten, was wir nur zu gerne annahmen. Corona bedingt haben wir uns schon lange nicht mehr gesehen und so freuten wir uns bereits bei der Anreise auf unser Wiedersehen. Tanya und Christian stellten uns Ultraübliche Verpflegung zur Verfügung (salziges und süßes) vor allen aber lecker kalte Getränke. Wir machten ausgiebig Pause und konnten dann wieder gestärkt ins Tal ballern 🙂 In Scharfoldendorf, am VP 3, ein Tankstelle, holten wir uns ein schönes kühles Eis und machten erneut Pause. Diese Pausen waren enorm wichtig bei der Hitze, das machte uns zwar nicht schneller, aber wir hatten ja auch einiges vor …

Nun lag der Vogler mit seinen 460 m hohen Ebersnacken und dem gleichnamigen Turm vor uns. Der „Aufstieg“ zum Ebersnacken war nicht ohne und wir waren froh als wir endlich auf seinem 26 m hohen Turm die Aussicht genießen konnten. Die Fernsicht war fantastisch und ich bildete mir ein schon das Ziel erkennen zu können. Also schnell wieder runter ins Tal zur L580 wo erneut Tanya und Christian mit Verpflegung auf uns warten wollte. Das „schnell“ gestaltete sich allerdings nicht so leicht. Selbst bergab wurden wir durch bewuchs auf den sog. „Wegen“ stark ausgebremst. Am VP angekommen machten wir wieder ausgiebig Pause. Der helle Planet kochte mittlerweile ein nettes Süppchen auf der Erde und wir merkten das doch sehr. Trotzdem würde ich sagen es ging uns noch sehr gut, halt den Umständen entsprechend.

Unser nächster VP war ein Kiosk an der Weser. Er war nur gut 4 km entfernt, aber diese 4 km hatte es wieder in sich. Die Wege waren, zumindest am Anfang wie im Dschungel. Brennnesseln, Brombeeren, Zecken, von allen etwas, meist zusammen. Und steil war es 🙂

An der Weser gönnten wir uns zwei eiskalte Getränke, lernten nette Leute kennen, retteten einen Rennradfahrer vor der sicheren plötzlichen Verhungerung und liefen dann weiter, durch die Sonne, auf herrlichen Radwegen entlang der Weser bis nach Polle. Die Überfahrt mit der Fähre war leider viel zu schnell zu Ende aber der wirklich sehr nette „Feeryman“ war nicht dazu zu bewegen noch ein wenig die Weser entlang zu schippern 🙂

Beim örtlichen Einkaufsmarkt in Polle wollten wir uns wieder was kaltes zu trinken holen aber leider gab es im Kühlschrank nur Baccardi Cola, welches für uns nicht wirklich zielführend gewesen wäre. So mußten wir auf Orangensaft und Trinkjoghurt ausweichen, was sich dann, zumindest für Andreas, als Fehler herausstellte.

Die letzten 9 km bis Falkenhagen waren für Andreas nicht so lustig, irgendjemand oder irgendetwas hatte den Stecker gezogen und die Trinkjoghurt bzw. der Orangensaft hatten wohl eine Teilschuld daran. So mußten wir ab jetzt meist wandern, kurzer Laufpassagen wurden aber auch eingeworfen. Erschwerend kam die Wegführung hinzu. Bewuchs bis an die Ohrläppchen und Wege die es gab aber eigentlich doch nicht. Irgendwo, mitten auf der Strecke kam plötzlich ein wilder Quadfahrer durch den Wald über den Trail geschossen. Ich dachte mir noch ob das wohl erlaubt sei und plötzlich hielt der auch noch neben uns an…. Einen kurzer Moment dachte ich an Waldpolizei (Wo ist meine Maske ?), aber nein, es war Peter, im Gepäck kalte Getränke die uns nochmal aufpäppelten 🙂 Verrückter Hund.

Nun ja, auf den letzten 2 km ging es Andreas schon wieder besser und so konnten wir sogar erhobenen Hauptes nach knapp, aber unter 14 Stunden im Ziel ankommen. In Falkenhagen gab es dann erst einmal ein/zwei/drei Zielbiere und die Dusche wurde getestet. Kerstin und Bettina waren bereits seit 2 Stunden vor Ort.

Was für ein Ritt … Es war wie immer ein supertoller, superanstrengender Tag mit tollen Momenten und Eindrücken.

Vielen lieben Dank an Tanya und Christian für die Unterstützung unterwegs. Das war wirklich eine große Hilfe und vor allen war es schön Euch mal wieder zu sehen. 

Danke auch an Ute und Peter für die Möglichkeit Euch als Ziel zu wählen und vor allen für die Dusche 🙂 

Und natürlich lieben Dank an Kerstin und Bettina die uns aus Falkenhagen gerettet haben 🙂

Info: Bilder von Andreas und mir 🙂

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